Push-Down-Technik bei der Nasen-OP

Nasenrückenerhaltung durch Push- oder Let Down

Die Nasenkorrektur ist eine der wenigen Disziplinen der ästhetischen Chirurgie, bei der man heutzutage eine Vielzahl an neuen Techniken erlebt - immer im Bestreben danach, das bestmögliche Ergebnis zu erreichen. 

 

Manche dieser Techniken werden die Prüfung durch den Faktor Zeit nicht bestehen und durch wiederum neue, vermeintlich bessere Techniken ersetzt. Manche von ihnen erleben jedoch durch wichtige Veränderungen ein wahres Comeback, wie beispielsweise die Technik des "Push Down" oder "Let Down", modifiziert durch Dr. Yves Saban aus Nizza. Als Teil einer internationalen Gruppe von Nasenchirurgen bin auch ich an dieser weiteren Entwicklung beteiligt. 

Die Fotos zeigen unsere Patientin nach Operation einer Schiefhöckernase mit hängender Nasenspitze. Nasenrückenoperation mit Let Down Technik.

Vorteile

Das Leitprinzip dieser Art der Nasenkorrektur ist der weitestgehende Erhalt des natürlichen Nasenrückens mit der Verlagerung des Höckers in die Gesichtsebene. 

 

Stellen Sie sich ein mehrstöckiges Gebäude mit einem perfekten, weil gleichmäßigen Dach vor. Da nicht mehr alle Stockwerke benötigt werden, soll dieses Gebäude um eine Etage reduziert werden. Nun gibt es dafür zwei Möglichkeiten: Zum Einen können Sie das Dach zunächst abreißen, das Stockwerk entfernen und dann das Dach neu aufbauen. Damit haben Sie ein kleineres Gebäude - mit neuem Dach. 

Die Alternative ist, Sie erhalten das Dach und entfernen lediglich die oberste Etage durch kurzzeitige Stabilisierungen. Dann senken Sie das Dach auf das nun oberste, aber niedrigere Stockwerk ab. 

Für welche Option würden Sie sich entscheiden?

 

Bei der ästhetischen Nasenkorrektur ist eines der wichtigsten Ziele, dass es idealerweise zu keinen Unregelmäßigkeiten kommt. Je mehr Veränderungen notwendig sind (aber auch durchgeführt werden), desto höher ist das Risiko, dass es zu Unregelmäßigkeiten kommen kann. Und das trotz sorgfältigster Rekonstruktion! Auch sind manche Camouflagemaßnahme - also der Versuch, Unregelmäßigkeiten zu verstecken - durch die patienteneigene Wundheilung nicht immer von dauerhaftem Erfolg. 

 

Deshalb bietet sich in unseren Augen die Technik des Let-Down / Push-Down bei symmetrischem Nasenrücken als die Technik der Wahl an.


Durchführung der Push-Down/Let-Down-Technik

Ein knorpelig-knöcherner Streifen aus der Nasenscheidewand wird direkt unterhalb des Nasenrückens vorsichtig entnommen. Nun wird die gesamte knöcherne Nasenpyramide von der Gesichtsebene abgetrennt, wodurch sie sich mobilisieren und in die Gesichtsebene verlagern lässt ("Push-Down")

 

Je nach Ausprägung des Nasenhöckers kann zusätzlich jeweils seitlich an der Nasenpyramide ein knöcherner Streifen entfernt werden. Die dadurch entstandene Lücke kann genutzt werden, um die Nase deutlicher in die Gesichtsebene zu verlagern ("Let-Down").

 

Idealerweise verwendet man für die Trennung des Knochens ein Ultraschallskalpell (Piezoelektrisches Instrument). Die Präzision ist dabei deutlich höher und vor allem können ungewollte Frakturen des Knochens verhindert werden - was beim Verwenden eines Meißels passieren kann. 

Bild 1: Vereinfachte Darstellung der Nasenanatomie mit einem knöchern-knorpeligen Höcker
Bild 1: Vereinfachte Darstellung der Nasenanatomie mit einem knöchern-knorpeligen Höcker
Bild 2: Durchtrennung der Nasenpyramide, in diesem Falle mit dem Ultraschallmesser
Bild 2: Durchtrennung der Nasenpyramide, in diesem Falle mit dem Ultraschallmesser
Bild 3: Verlagerung der Nase nach innen und das „Versenken“ des Höckers
Bild 3: Verlagerung der Nase nach innen und das „Versenken“ des Höckers

Der Höcker bleibt unsichtbar

Bild 4: Sogenannte Knorpelschuppen gebunden mit körpereigenem Fibrin /PRF
Bild 4: Sogenannte Knorpelschuppen gebunden mit körpereigenem Fibrin /PRF

Am oberen Teil der Nase, der Nasenwurzel, befindet sich ein Muskel und reichlich Fettgewebe. Wird der Höcker in die Gesichtsebene verlagert, füllt dieses Gewebe die entstandene Lücke aus. Im mittleren Nasenbereich liegt der alte Höcker direkt unter der Haut. Im unteren Anteil - der Nasenspitze angelagert - werden am knorpeligen Höcker "Knorpelentspannungsmaßnahmen" durchgeführt, so dass es zum Höhenausgleich kommt. 

 

Am Ende der ästhetischen Nasenkorrektur erhält man dann auf Dauer einen sehr glatten Nasenrücken, bei Wunsch auch mit leichtem Schwung. Falls nötig, wird ein knorpeliges Transplantat auf die Nasenwurzel oder oberhalb der Nasenspitze positioniert um eine glatte Nasenrückenkontur zu ermöglichen. 

Wann kann die Push-Down-/Let-Down-Technik angewendet werden?

Diese Technik lässt sich unserer Erfahrung nach sehr gut bei Patienten anwenden, bei denen der Nasenrücken gerade und seitensymmetrisch ist, oder bei einer Schiefnase, die in ihrer Achse gerade ist. 

 

Eine Nase mit sogenannter C-Form (wie der Buchstabe C aussieht) eignet sich nicht für die Art der Rhinoplastik und muss mit konventioneller Technik und entsprechenden Transplantaten ausgeglichen werden. 

 

Bei Patienten mit geeignetem Nasenrücken (wenig Höcker aber sehr hoch) ist eine Veränderung sogar teilweise ohne eine Hautablösung möglich. Dadurch ist die Wundheilung schneller und mit weniger Schwellung verbunden. 

Preservation Rhinoplasty – Weichteilstrukturen erhalten

In Abhängigkeit von weiteren anatomischen Voraussetzungen können ggf. auch viele Weichteilstrukturen (Ligamente) erhalten werden. In diesem Fall spricht man dann von der "Preservation Rhinoplasty" - der "Erhaltungsnasenkorrektur".

Risiken

Trotz ausgeprägter, eindrucksvoller Werbemaßnahmen mancher Chirurgen in den sozialen Netzwerken - besonders im Ausland, wo ein "magischer Finger" genügt, um die Höckernase im Handumdrehen in eine wunderschöne Nase zu verwandeln - birgt diese Technik, wie jede andere auch, gewisse Risiken. 

 

Bei manchen Patienten kann es trotz aller Maßnahmen dazu kommen, dass der Höcker durch die Heilungsprozesse wieder sichtbar wird. Eine Nachkorrektur ist in solchen (seltenen!) Fällen nach einem Jahr grundsätzlich problemlos möglich.

 

Bei anderen Patienten kann es am oberen Teil des Nasenrückens (im Bereich der Nasenwurzel) zu einer tastbaren und ggf. sichtbaren Stufe kommen. Mit einfachen Maskierungsmaßnahmen mit körpereigenem Knorpel kann diese behoben werden. 

 

Illustrationen aus dem Buchkapitel:

Milos Kovacevic „Refinements in Dorsal Preservation“

„Preservation Rhinoplasty“, Herausgeber: Yves Saban, Baris Cakir, Rollin Daniel, Peter Palhazi